Birgit Menzel und der GAU

Im oben abgebildeten Aufsatzband „Nationenbildung und Übersetzung“* findet sich ab Seite 147 Birgit Menzels Beitrag „Eurasien als Translationsraum“ – ein Artikel der einem „Super-GAU“ sehr nahe kommt, zumindest, was die Aussagen zu Essad Bey betrifft.

Das, was Frau Menzel ansonsten über ihr Fachgebiet schreibt, kann ich nicht beurteilen. Hier geht es nur um die Falschaussagen Essad Bey betreffend.

Keine Ahnung, wo anfangen … versuchen wir es so:

  • Auf Seiten 148 und 150 ist Essad Bey 1905 geboren (richtig), allerdings auf Seite 148 in Baku (falsch) und auf Seite 150 in Kiev (korrekt);
  • Als er 1922 zum Islam übertrat, sei er 15 gewesen … hmmm … wenn er 1905 geboren wurde … rechnen wir einmal nach … – Seite 151;
  • Zitat: „… bis vor kurzem galt er als Autor von Ali und Nino“ – HICKS! No comment! – Seite 149;
  • Zitat: „… er schrieb seine Bücher auch in italienischer und polnischer Sprache“  – NEIN, hat er nicht! – Seite 149;
  • Angeblich ging er mit Pasternaks Schwestern zur Schule. NEIN!  Pasternaks Schwestern Lydia and Josefine waren etwas älter; sie waren aber Teil von Essad Beys Freundeskreises;
  • Nurida Ateshis Buch „Yüz Ilin Sirlari“ wird hier mirakulöserweise zur Dissertation – trauriger kann man Trauriges nicht machen! – Fußnote 15 auf Seite 151;
  • Essad Beys Buch „Öl und Blut im Orient“ – eines seiner bekanntesten, heißt bei Frau Menzel: „Blut und Öl im Kaukaus“ – Seite 153 und 163; ABER: in Fußnote 32 auf Seite 154 ist der Buchtitel richtig zitiert – was das Ganze nur schlimmer macht;
  • Leela Ehrenfels wird hier plötzlich zu Elfriede Ehrenfels‘ Tochter – oh mein Gott! – und behaupte angeblich nun ihrerseits, die Autorin von „Ali und Nino“ zu sein – TUT SIE NICHT! – Fußnote 40 auf Seite 157;
  • Essad Bey schrieb „begeistert“ über Stalin. Sicherlich nicht, er war aber der erste, der Stalin realistisch sah, als alle Welt ihn noch als Heilsbringer sehen wollte;
  • 1969 sei die deutsche Ausgabe von A&N erschienen – NEIN, es war 1973, und zwar die Neuausgabe – Seite 160;
  • Seite 160 ist weiterhin voller krauser „Informationen“;
  • Seite 161, erster Absatz (der auf der vorigen Seite beginnt) ist total wirr;
  • Leider geht Birgit Menzel auch Betty Blair auf den Leim, wie man an Fußnote 33 auf Seite 154 sehen kann. (Betty Blairs Machwerk „The Business of Literature“ werden wir uns auch noch ausführlich widmen.)

Diese Punkte bilden nur die Spitze des Eisbergs. Bei vielen anderen Sätzen muss man feststellen: „Jaaa … neeein … kann man so nicht sagen … na ja, nicht wirklich … nein, so geht das nicht! “

Aber mehr Zeit zu investieren, war nicht drin. Schade, dass eine Akademikerin sich zu dermaßen schlampigem Arbeiten hinreißen ließ. Viele Fehler hätten durch eine einfache Internet-Recherche vermieden werden können.

Ich bringe es einfach nicht über mich, mir diesen Band anzuschaffen, noch nichtmal für mein Regal, Abteilung „Kuriosa“.
Fotokopien genügen völlig.

*Berlin 2015 (Frank & Timme GmbH), ISBN 978-3-86596-421-2, 24,80 Euro

http://www.frank-timme.de/verlag/verlagsprogramm/buch/suchbegriff/nationenbildung/verlagsprogramm/bd-23-dilek-dizdarandreas-gippermichael-schreiber-hg-nationenbildung-und-uebersetzung/backPID/suche.html?sword=nationenbildung

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